Helden werden: Gute Argumente für 50+

Interview mit Sandro Pisaneschi

Was sind deiner Meinung die Vorteile von älteren Mitarbeitenden gegenüber jüngeren?

Ich erlebe es oft, dass ältere Mitarbeitende loyaler zum Unternehmen sind und auch die Jugend- und Wanderjahre hinter sich haben. Dies kann zu einer Beruhigung im Team führen. Auch Branchen mit starken Kundenkontakten stellen fest, dass Kunden gerne immer denselben Ansprechpartner haben. Das gibt Sicherheit. 

Ein weiterer Vorteil ist es, dass nicht nur viel Berufs- sondern auch Lebenserfahrung vorhanden ist. Beides in Kombination schafft Unaufgeregtheit und Gelassenheit auch in stressigen Situationen.

Vielen älteren Menschen wird nachgesagt sie würden sich schwer tun mit Veränderungen. Wie siehst du dies?

Das ist aus meiner Perspektive eine Typenfrage und nicht die Frage des Alters. Ich erlebe in den Beratungen durch alle Altersschichten Flexibilität und auch das Gegenteil. Manchmal ist Veränderungsbereitschaft auch eine Frage der aktuellen Situation. Ist man in Not, ist man auch eher bereit, unbequeme Wege zu gehen. 

Insofern kann angenommen werden, dass ältere Arbeitnehmende, welche sich bewusst sind, dass es im Arbeitsmarkt schwierig für sie ist, mehr Veränderungsbereitschaft zeigen. In der heutigen Zeit gilt, dass die Veränderungen schneller und vermehrt auftauchen.

Was hältst du davon Bewerber möglichst objektiv zu beurteilen, indem Foto, Geschlecht und Alter nicht angegeben werden darf?

Im Endeffekt geht es doch darum, dass Menschen zusammen in einem Team arbeiten und Kunden bedienen. Ich bin bei dieser Frage sehr zwiespältig, da ich einerseits sehe, dass Teamkonstellationen passen müssen und auch das Kundensegment entsprechend bedient werden muss. Unsere Gesellschaft neigt dazu, alles gleich machen zu müssen. Ich bin da eher skeptisch. 

Manchmal braucht es einen bestimmten Typen für eine Aufgabe, dann finde ich es sinnvoll, genau das was man sucht auch so zu benennen. Im Gegenzug finde ich das „über den Tellerrand hinausschauen“ sehr wertvoll. Es könnte ja sein, dass noch viel bessere Bewerber sich zeigen, wenn man mal die Grundfilter weglässt.

Inwiefern wird sich deiner Meinung nach Arbeit verändern?

Ich denke, dass einerseits durch Corona das “Mobile Working” Auftrieb erhält. Firmen konnten nun Erfahrungen damit sammeln. Die Zukunft wird im grossen Ganzen viel digitaler und noch vernetzter sein. 

Im Weiteren denke ich, dass es weniger Festanstellungen geben wird, sondern die Mitarbeitenden in Projekten eingesetzt werden. Sprich jeder Mensch muss lernen, ein Ich-Unternehmen zu sein und seinen USP zu kennen. So muss er ständig aktuell bleiben in seinem Fachbereich und kann sich als Arbeitskraft anbieten. 

Ein weiterer Gedanke, den ich mir aufgrund meiner Beobachtungen bei Outplacements mache, ist: Es werden viele Stellen ins Ausland verschoben oder ganz gestrichen werden - würde da eine Form des bedingungslosen Grundeinkommens nicht Sinn machen? 

Die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz schreiten voran und machen uns vieles angenehmer. Sie schaffen aber auch Stellen ab. Es wird sicherlich auch einige neue Berufsbilder geben.

Welche Art von Arbeitswelt wünscht du dir für deine Kinder?

Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie sich als Menschen mit ihren Fähigkeiten und Leidenschaften für die Gesellschaft einsetzen können. Vor allem aber, dass sie die Flexibilität haben um auf die ständigen und schnellen Veränderungen adäquat reagieren zu können.


Über Sandro Pisaneschi

Sandro Pisaneschi hat sich den Menschen verschrieben, welche Unterstützung in ihrer beruflichen und persönlichen Veränderung benötigen und vor 7 Jahren die Beratungsbuffet AG gegründet. Als Outplacement-Berater und Coach arbeitet er an seinem Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Sandro wohnt mit seiner Familie in Fällanden am Greifensee, liebt gutes Essen, ungeschriebene Biografien und herausfordernde Situationen. Kreative Ideen setzt er in seiner Schmiede im Engadin um.

Sandro spricht in seiner DisruptHR Rede über die guten Argumente für ältere Mitarbeitende im Unternehmen und darüber wie Recruiter zu Helden werden können.


Über DisruptHR

„Teach us something but do it quick“ – DisruptHR präsentiert weltweit inspirierende Speaker, die den Status quo hinterfragen und mit ihren Ideen in die Zukunft blicken.

SPOT ON organisiert dieses spannende Format in Zürich und bringt HR-Enthusiasten zusammen.

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