Das Alter spielt (k)eine RolleInterview mit Bernadette Höller
In deiner DisruptHR Rede erwähnst du Olmar. Wie geht es Olmar 2.0 heute?
Danke für den Reminder, ich muss dringend mal wieder einen Kaffee mit ihm trinken. Bei meinen letzten Kontakten, die ich mit ihm hatte, war er sehr busy im Rahmen der Aktivitäten des öbu - Verband für nachhaltiges Wirtschaften - was ich jetzt mal als gutes Zeichen werte.
Wie haben sich die Praktika für Menschen ü50 mit Homeoffice, Lockdown und Digitalisierung verändert?
Die Praktika Arbeitswelt 4.0 war ein Experiment, das wir mit der Durchführung von fünf Praktika (noch ganz knapp vor Ausbruch der Corona Pandemie) abschliessen konnten. Der Retrospektive Event im April 2020 war dann bereits ins Web gerutscht.
Aktuell laufen keine Praktika, die durch uns begleitet werden. Wir haben aber eine How-to-Anleitung (unter mehr Infos) für Unternehmen und Privatpersonen erstellt, so dass man jederzeit ein Praktikum auf eigene Faust starten kann.
Ausserdem überlegen wir tatsächlich, ob wir im Herbst nochmals eine Runde schmeissen. Aber genau, wie du schon sagst, müssten wir uns sehr gut überlegen, dass der Mehrwert dann trotz Homeoffice, Masken und Abständen auf allen Seiten gegeben wäre.
Also, wir halten euch auf dem Laufenden!
Was verändert sich in der Arbeitswelt ü50 gerade durch die Pandemie?
Die Pandemie kommt allen, die einen eher sicheren Job haben und zudem Wissensarbeiter*innen sind ( > 50% in der Schweiz) insofern entgegen, dass die lang ersehnte zeitlich und räumlich flexiblere Arbeitsgestaltung Realität wurde.
Auch wir bei der Neustarter-Stiftung profitieren, indem wir alle unsere Formate zur Standortbestimmung, Vernetzung und Weiterbildung 45+ in online Angebote verwandeln konnten und zudem einen neuen Lieblingsworkshop "Gestalten in wilden Zeiten" mit der Zürcher Kantonalbank ins Leben rufen konnten.
Klar, man sehnt sich nach gemeinsamen Cappuccinos und dem kollektiven Schwitzen am Whiteboard, aber das kommt ja wieder. Für all diejenigen, die sich eher unsicher fühlen im Job und in der Arbeitswelt, entweder schon vor oder seit Corona, oder die gar auf Stellensuche sind, ist die Pandemie der Supergau – und das sind viele!
Zum Beispiel sind 13’365 Personen zwischen 50 und 64 Jahre mehr arbeitslos gemeldet als im Vorjahresmonat. Das entspricht einer Zunahme von krassen +39,1% auf insgesamt 47’515 Arbeitslose in dieser Altersspanne. Die Jüngeren trifft die Pandemie übrigens mindestens gleichermassen, nur dürften wir hier wahrscheinlich schneller mit einer Erholung der Zahlen rechnen. Zahlen sind das eine, aber wir hören eben an unseren Stammtischen für Stellensuchende auch die Geschichten dahinter.
Wo liegt deiner Meinung nach heute das grösste Potential für Unternehmen im Hinblick auf die grösste Ressource des Arbeitsmarktes (die alten Hasen)?
Ich sehe viel Motivation, Kreativität und Schaffenskraft, die durch eine weiterentwickelte Haltung gegenüber Älteren und veränderte Arbeits-, Lern- und Karrieremodelle, einfach zu heben wären.
Ich glaube eine Einstellung von “Gemeinsam schaffen wir das!”, gelebt von Arbeitgebenden, Arbeitnehmenden, Jung und Alt würde der Sache und allen gut tun.
Über Bernadette Höller
Bernadette Höller beschäftigt sich seit 18 Jahren mit der Generationenforschung und der Frage: «Was ist gutes Altern?».
Nachdem Bernadette zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn die lähmende Wirkung eines klassisch hierarchisch strukturierten Unternehmens geniessen durfte, gründete sie zwei Start-ups in Berlin und leitet nun seit 2016 die Neustarter-Stiftung in Zürich, die sich mit «Älteren in der Arbeitswelt der Zukunft» befasst und sagt: Wir haben alle Potenzial ohne Verfallsdatum!
Über DisruptHR
„Teach us something but do it quick“ – DisruptHR präsentiert weltweit inspirierende Speaker, die den Status quo hinterfragen und mit ihren Ideen in die Zukunft blicken.
SPOT ON organisiert dieses spannende Format in Zürich und bringt HR-Enthusiasten zusammen.