D&I Column: Rekrutieren aufgrund transferierbarer Fähigkeiten

Diese Kolumne ist eine Kollaboration verschiedener Personen und Organisationen, die sich für Diversity und Inclusion einsetzen. 

Vom Wert nicht linearer Lebensläufe und transferierbarer Fähigkeiten

  • Wie rekrutieren Sie Ihre Mitarbeitenden? 

  • Ist ein lückenloser Lebenslauf zentral, mit wenigen Stationen in namhaften Firmen innerhalb einer Branche? 

  • Spielt auch die Erstausbildung eine entscheidende Rolle, am allerliebsten ein Abschluss an einer angesehenen Universität oder Hochschule? 

  • Oder sind ganz andere Kriterien wegweisend?

Lebens- und Karriereverläufe ändern sich

So wie sich die Welt und die Gesellschaft und damit auch die Arbeitswelt und die Berufsbilder im Moment rasend schnell verändern, wird sich auch der Karrierebegriff wandeln. 

Eine gradlinige Karriere wie einst, mit rund 40 Jahren in derselben Unternehmung, wird es in Zukunft nicht mehr geben. 

Schon heute gehen Zukunftsforschende davon aus, dass ein Mensch im Laufe seines Lebens fünf bis acht unterschiedliche Ausbildungen absolvieren und dabei mehr als einmal eine neue Karriere starten wird.

  • Was bedeutet dies für die bestehenden Rekrutierungsprozesse? 

  • Und wie gelingt es bereits heute die besten Mitarbeitenden zu rekrutieren, um für die künftigen, unternehmerischen Herausforderungen bereit zu sein?

Wertvolle transferierbare Fähigkeiten

Unerlässliche Fähigkeiten

Ein gewisses Mass an spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten sind unbestritten wichtig für eine Anstellung in einem bestimmten Gebiet. 

So ist es beispielsweise nicht möglich als Kommunikationsspezialistin - ohne Medizinstudium und jahrelange Ausbildungszeit - die spezifischen Fähigkeiten einer Chirurgin zu adaptieren und erfolgreich zu operieren. 

Transferierbare Fähigkeiten

Es gibt aber sehr wohl Fähigkeiten, die von einer Branche in die andere transferiert werden können. 

So sind zum Beispiel das Streben nach Kundenzufriedenheit oder auch eine hohe Serviceorientierung sowohl in der Hotellerie, der Gastronomie aber auch in der Versicherungs-, Finanzdienstleistungs- oder der Detailhandelsbranche wichtige Fähigkeiten, um erfolgreich zu sein.

Auch das Beispiel der Elternschaft zeigt, welch grosses Potential diese Phase des Lebens birgt und wie wertvoll und lehrreich Familienpausen für den Erwerb von wertvollen, neuen Fähigkeiten sein können: 

Um Kinder erfolgreich gross zu ziehen braucht es, neben einer grossen Portion Liebe und Fürsorge, auch Fähigkeiten wie Stakeholder & Time Management, geschicktes Projekt-Management sowie oft auch sehr agile Führung. 

Vier Fähigkeiten, die heute eins zu eins in sehr vielen Branchen gebraucht werden, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Haltung und Einstellung sind ebenso wichtig wie Erfahrungen und Fähigkeiten

Zurück zur Rekrutierung: Was macht ein Team besonders erfolgreich? 

Oft zeigt sich im Berufsalltag, dass unter anderem die Einstellung und die Haltung einer einzelnen Person innerhalb eines Teams viel Positives bewirken kann. Daraus lässt sich schliessen, dass Einstellung und Haltung einer Person zwei äusserst wichtige Kriterien sind. 

  • Aber werden diese beiden Persönlichkeitsmerkmale in Anstellungsprozessen auch wirklich sorgfältig geprüft? 

  • Oder sind es schlussendlich dann doch wieder ausschliesslich Fähigkeiten und Fertigkeiten, die an allererster Stelle kommen und vor allem eine lückenlose Erwerbstätigkeit über viele Jahre?

Mit Mut neue und innovative Wege der Rekrutierung gehen

Um alte Pfade zu verlassen, kann ein erster Schritt sein, die Kriterien bei Rekrutierungen in zwingende «Must»- und «Nice-to-have»-Kriterien zu unterteilen. 

Besonders wichtig ist zudem, und dies zeigt unsere über 15-jährige Expertise in der Weiterbildung von Frauen mit Erwerbsunterbrüchen an der Universität St. Gallen, dass nicht-lineare Lebensläufe innerhalb des Bewerbungsprozesses mit einem besonderen Augenmerk geprüft werden. 

Eine Erwerbspause muss nicht zwingend bedeuten, dass in dieser Zeit keine neuen Fähigkeiten erworben wurden. Vielmehr gilt es, in nicht linearen Lebensläufen, zu ergründen, welche konkreten Fähigkeiten vorhanden sind und in welcher Funktion innerhalb des Unternehmens diese am besten eingesetzt werden können. 

Dabei ist immer auch zu berücksichtigen, welche Haltung und Einstellung der Mensch hat und welche seiner vorhandenen Fähigkeiten in neue Betätigungsfelder transferiert werden können.

Die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden ist und bleibt eine Herausforderung. Neben einer Portion Mut wird in Zukunft auch die Bereitschaft gefragt sein, neue und innovative Wege zu gehen.

Über Sarah Lenz

Sarah Lenz ist Programme Director Career Relaunch & Diversity an der Universität St. Gallen. Sie ist Expertin in den Bereichen Career Transition, HR-Themen, Diversity & Inclusion, Gender Equality und Women's Empowerment. Sarah Lenz ist eine erfahrene Führungskraft und verfügt über einen breiten Hintergrund in Management, Unternehmenskommunikation und Medienwissenschaften.

Sarah Lenz

Programme Director Career Relaunch & Diversity at University of St. Gallen
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