D&I Column: Endlich: Work Life Balance ist tot.
Diese Kolumne ist eine Kollaboration verschiedener Personen und Organisationen, die sich für Diversity und Inclusion einsetzen.
Das Konzept der Work-Life Balance ist tot. Mausetot. Hat nicht funktioniert, dies kann man nach ein paar Jahrzehnten Emanzipation durchaus sagen. Und nach über 8 Jahren Muttersein und Teilzeitarbeitende kann ich bestätigen: die Balance, also der eingependelte Alltag, den gab es bei mir nie.
Work-Life Balance strebt ein harmonisches Gleichgewicht von Beruf und Privatleben an. Eine friedliche Koexistenz. Ein nettes Nebeneinander. Das eine soll dem anderen bitteschön nicht weh tun. Und wehe, die «Work» brünzelt dem «Life» ins Gärtli – dann kippt die Waage, die Stimmung, die Nerven.
So ein Gleichgewicht, das klingt in der Theorie gut und vor allem harmonisch. In der Praxis aka in unserem Familienalltag ist es jedoch eher logistisch kompliziert, aufreibend und selten ausbalanciert.
Weitaus erfolgversprechender ist die soziologische, die integrierte Sicht auf die Arbeit und unser Leben: die Work-Life Integration.
Let’s be holistic.
In Tat und Wahrheit ist unser Leben eine Vermischung aller Elemente unseres Berufs- und Privatlebens. Es ist ein vereinheitlichtes Ganzes. Ich bin Frau, Freundin, Mutter, Geschäftspartnerin, Tochter.
Diese holistische Betrachtungsweise lässt uns Arbeit und Freizeit nicht um jeden Preis trennen, sondern sie bedeutet, dass wir die längst zur Realität gewordene Vermischung von Arbeit und Freizeit besser gestalten.
Aber wie? Zum Beispiel mit technischen Tools, mit erhöhter Flexibilität, mit angepassten Präsenzzeiten oder einem effizienten Job-Management, um nur ein paar Lösungsansätze zu skizzieren.
Ineinander statt nebeneinander.
Wo die Terminologie der Work-Life Balance den Eindruck erweckt, als stünden Berufs-und Privatleben in Konkurrenz zueinander.
Work-Life Integration hingegen ist ein Ansatz, der zwischen all jenen Bereichen mehr Synergien kreiert, die wir als Leben definieren: unsere Familie, unser Daheim, unsere Arbeit, unsere Karriere, unsere Freunde, unser persönliches Wohlbefinden, unsere Gesundheit. Es ist die Erkenntnis, die Arbeit in den Kontext des gesamten Lebens zu setzen.
«It is simply impossible to avoid work and life merging, today’s employees should align their goals and experiences to create the life they want.», sagt Futurist Jacob Morgan. «Genau», sage ich. Nur ist es nicht immer so einfach, schliesslich will man den Laptop nicht auf dem Schoss haben, wenn das Kind auf selbigem sitzen will.
Work-Life Integration bedeutet nämlich auch Work-Life Blending. Also das Verschwimmen der Grenzen von Berufs- und Privatleben. Eine Gefahr, die allerdings auch eine Chance birgt. Nämlich jene, Freizeit und Arbeit auf die bestmögliche Weise zu verbinden. Nämlich so, wie es gerade passt. Und wann es gerade passt. Diese Flexibilität ist ein grosser und wichtiger Bestandteil der Work-Life Integration. Und damit einer besseren Vereinbarkeit.
Lasst uns die Work-Life Balance deshalb guten Gewissens beerdigen. Ich werfe den ersten Stein.
Über Diana Wick Rossi
Diana Wick Rossi ist Co-Founder von Tadah, dem ersten Schweizer Coworking Space mit Kinderbetreuung und Online-Magazin über Vereinbarkeit. Sie ist zudem Mutter zweier Mädchen und scheitert immer wieder daran, den Fünfer und das Weggli zu haben.