«Managing oneself. Managing yourself.» by Peter F. Drucker

Vor rund 20 Jahren hat der legendäre Peter F. Drucker einen Artikel in der Harvard Business Review (HBR) geschrieben, der relevanter denn je ist. 

Darin beschreibt er einen grundlegenden Strukturwandel der Arbeitswelt, den viele Unternehmen momentan durchlaufen: 

Mitarbeitende müssen sich selbst wirklich kennen und managen, um in der Arbeitswelt zu bestehen. 

Folgende Themen nimmt er auf: 

  • Stärken-basiertes , lebenslanges Lernen, Arbeitsmarktfähigkeit

  • Selbst-Management, Selbst-Reflexion wie auch Kommunikation und Relationship-Management als unabdingbare Kernkompetenzen für effektive Kollaboration

  • Culture of Trust als Voraussetzung für Unternehmenserfolg

Der vorliegende Artikel zeigt die Relevanz des damaligen Artikels zur heutigen Arbeitswelt auf. 

Übrigens: Der Enkel von Peter F. Drucker ist häufig in unserem People Podcast von Balz Marti zu Gast. Hört rein! 

Selbst-Management & Selbst-Reflexion

Sich selbst und die eigenen Stärken zu kennen, ist nach Peter F. Drucker eine der wichtigsten Voraussetzungen, um in der Arbeitswelt zu bestehen (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review): 

What are my strengths? How do I perform? and, What are my values? And then they can and should decide where they belong.

Denn nicht länger sind es Berufe vom Vater, die traditionellerweise vom Sohn übernommen werden (sorry Ladies, dies war vor 20 Jahren die übliche Realität).

Auch sind es nicht mehr die Unternehmen, welche den Karriereweg eines Mitarbeitenden vorher bestimmen. 

Vorbei sind die Zeiten, dass Mitarbeitende ein Leben lang einem Unternehmen treu bleiben und dort in der gleichen Position verbleiben.

Vielmehr wandeln sich Berufsbilder und Rollen, Mitarbeitende entwickeln sich laufend weiter und richten ihre Karriere auch grundlegend neu aus.

Der rasend schnelle technologische Wandel bringt laufend neue Anforderungen mit sich. In einem solchen Umfeld mitzuhalten und die eigene Arbeitsmarktfähigkeit hochzuhalten, verlangt nach steter Weiterbildung aufbauend auf den eignen Stärken: 

Upskilling, LifeLong Learning und Employability sind die Schlagworte der Stunde.

Sich der eigenen Stärken bewusst sein, die eigenen Werte kennen und danach handeln, ist für Peter F. Drucker Voraussetzung, um in der Arbeitswelt zu bestehen. Dies verlangt eine starke Auseinandersetzung mit sich selbst. Diese Arbeit der Selbst-Reflexion muss wie jede andere Kompetenz erlernt, abgeschaut oder kopiert werden. 

Diese und weitere «Skills of the Future» bereits in jungen Jahren zu trainieren, ist nicht nur Aufgabe von Unternehmen sondern auch der Schulen (dies aber ein anderes Thema). Denn anders kann keine*r die heute häufig geforderte Eigenverantwortung leben. 

Kommunikation & effektive Kollaboration

Nicht nur sich selbst sondern auch die Kolleg*innen gut zu kennen, ist für eine effektive Zusammenarbeit essentiell (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review): 

To be effective, therefore, you have to know the strengths, the performance modes, and the values of your coworkers.

Dabei fällt vieles auf eine Kompetenz zurück, die häufig als gegeben betrachtet, aber leider meist unterschätzt wird (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review): Kommunikation.

The second part of relationship responsibility is taking responsibility for communication. Whenever I, or any other consultant, start to work with an organization, the first thing I hear about are all the personality conflicts.

Heute - mehr denn je oder noch mehr als vor 20 Jahren - hängt der Erfolg eines Unternehmens von der Zusammenarbeit der Mitarbeitenden ab: 

Die Herausforderungen werden komplexer und Technologien übernehmen immer mehr automatisierte Prozesse, womit wir auf die Kollaboration verschiedenster Expert*innen und deren zugrunde liegender Kommunikation angewiesen sind.

Zudem und insbesondere in Zeiten von Unsicherheit ist Kommunikation essenziell, um Mitarbeitende zu leiten und - trotz steter Änderungen - das Ziel und die Vision des Unternehmens hochzuhalten. 

Damit lassen sich Mitarbeitermotivation und deren Engagement massgeblich beeinflussen. Nichtsdestotrotz ist die interne Kommunikation ein wenig beachtetes Instrument, das insbesondere HR sehr viel gezielter einsetzen könnte.

Des Weiteren bedeutet Self-Management, dass Mitarbeitende unternehmerisch denken (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review):

...managing oneself requires new and unprecedented things from the individual, and especially from the knowledge worker. In effect, managing oneself demands that each knowledge worker think and behave like a chief executive officer.

Damit impliziert Peter F. Drucker, dass Mitarbeitende nicht länger ausführende Kraft und die Zeiten des Power Games vorbei sind.

Vertrauen & Unternehmenserfolg

Unternehmen bauen nicht mehr auf Macht sondern auf Vertrauen auf. Dies sagt Peter F. Drucker zwar bereits vor zwei Jahrzehnten voraus, ganz so schnell waren viele Unternehmen dann doch nicht (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review):

Organizations are no longer built on force but on trust. The existence of trust between people does not necessarily mean that they like one another.
It means that they understand one another. Taking responsibility for relationships is therefore an absolute necessity. It is a duty.

Unternehmen realisieren, dass eine Kultur des Vertrauens die Innovationskraft steigert. Denn nur in einer Umgebung, in der sich jede*r - unabhängig von Hierarchie-Stufe - getraut Ideen einzubringen und in der "Failure" ein Zeichen von Innovation ist, kann solche fördern und vorangetrieben werden.

Dasselbige gilt auch für Diversität und Inklusion:

Unterschiedliche Hintergründe, Meinungen und Ansichten generieren neue Ideen und sind deshalb nicht nur aus idealistischen Gründen zu fördern, sondern enthalten handfeste strategische Gründe. 

Unternehmen, wie bspw. die SIX betrachtet Unternehmenskultur als strategischer Asset für den Unternehmenserfolg, wie dies Andreas Deck im Video-Interview mit SPOT ON ausführt.

Grundlegender struktureller Wandel

Unternehmen befinden sich heute in einem grundlegenden Wandel (Peter F. Drucker, 2005, Harvard Business Review):

...the shift from manual workers who do as they are told to knowledge workers who have to manage themselves profoundly challenges social structure.

Nicht nur verlangt dieser Wandel von Mitarbeitenden Selbst-Management, Selbst-Reflexion und laufendes Upskilling.

Er fordert auch von Unternehmen eine selbstkritische Selbst-Reflexion der eigenen Werte und Kultur, um den zukünftigen Unternehmenserfolg zu garantieren. 

Damit wird alles Bestehende hinterfragt und schafft Platz für Neues und Innovatives. 

In diesem Sinne ist Peter F. Drucker’s Artikel aktueller denn je.


Über «Managing oneself. Managing yourself.»  

Der Artikel «Managing oneself. Managing yourself.» von Peter F. Drucker, erstmals erschienen 1999, veröffentlicht die Harvard Business Review (HBR) 2005 (January 2005 issue of Harvard Business Review).

Anlässlich des 100. Geburtstag der HBR veröffentlicht diese ein Buch mit den einflussreichsten und innovativsten Artikeln, darunter auch derjenige von Peter F. Drucker:

«The Most Influential and Innovative Articles from Harvard Business Review’s First Century», Harvard Business Review Press, 2022.

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