D&I Column: Ich bin so und so alt. Punkt.
Diese Kolumne ist eine Kollaboration verschiedener Personen und Organisationen, die sich für Diversity und Inclusion einsetzen.
War es dir schon mal unangenehm dein Alter zu nennen?
Fiel es dir schwer, keinen Zusatz wie «Ich fühle mich aber viel jünger.» hinterher zu schieben? Dann bist du nicht allein.
Die Spanne, in der wir unser numerisches Alter so selbstverständlich wie den Zweitnamen oder die Lieblingsfarbe nennen, ist relativ kurz. Ich würde sagen je nach Kontext, etwa von 18 bis um die 35 oder 40.
Vorher versuchen sich zumindest Menschen, die sich für die Teilnahme an Disco-Veranstaltungen interessieren, ja gerne mal ein bisschen älter zu schummeln.
Die Jahre hinten raus, in denen wir uns angeblich jünger fühlen, wir uns freuen, wenn jemand behauptet: «Ich dachte, du bist 31.» (Toll, neun Jahre jünger!) und in der irgendwann dann komischerweise nur die anderen Altersgenossinnen alt sind, macht inzwischen häufig mehr als die Hälfte unseres Lebens aus.
Doch was meinen wir, wenn wir sagen «Ich fühle mich jünger»?
Unerfahren, nicht so sprachgewandt, unsicher? Meistens nicht.
Vielmehr möchten wir unterstreichen, wie leistungsfähig, dynamisch und «anders als die anderen» wir sind – oder wir fühlen uns ganz einfach gerade super und haben gelernt: jung = super, alt = nicht so super.
Das ist genau, was wir damit alle ständig wiederholen.
Wir machen also durch das Nachplappern von altersdiskriminierenden Floskeln uns selbst gegenüber, sei es aus Eitelkeit oder Gedankenlosigkeit, nicht nur uns selbst klein, sondern fördern negativ geprägte Altersstereotype.
Stereotype auf Grund des Alters gibt es übrigens für jede Altersgruppe, wobei mit zunehmendem Alter die negativen Erscheinungsformen zunehmen, denn «jung sein» wird gesellschaftlich und in der Arbeitswelt eher positiv gewertet.
Wenn gleich man sagen muss, dass es nicht unbedingt viel bringt, wenn man zwar wohlwollend betrachtet und vielleicht sogar bewundert wird, aber jede Abstimmung zum Wahlrecht mit 16 scheitert. Anderes Thema.
Mein Vorschlag auf dem Weg in eine Welt und Arbeitswelt, in der wir anerkennen, dass jede und jeder anders ist als jeder und jede andere und das numerische Alter einfach eine Zahl ist, die mal runder, mal eckiger daherkommt:
Lasst uns aufhören, unser eigenes Alter zu negieren oder zu erklären.
«Ich bin 40. Punkt. Heute fühle ich mich gut, weil ich endlich diese Kolumne hier geschrieben habe. Und ich freue mich auf eure Nachrichten, wenn ihr das Thema Altersbilder und alles, was in eurer Organisation damit zusammenhängt, diskutieren wollt.»
Über Bernadette Höller
Bernadette Höller ist Geschäftsführerin von loopings.ch, der schweizweiten Plattform für vielfältige berufliche Chancen in der zweiten Lebenshälfte.
Sie wünscht sich, dass Menschen unabhängig von ihrem Alter in der Arbeitswelt der Gegenwart die Zukunft mit gestalten können, wollen und dürfen.